Der Forsthof und seine Vorgänger

Um das Gelände des Forsthofes herum liegt wahrscheinlich der mit Urkunden nachweisbare Ursprung des Dorfes. Hier befand sich die 1458 erstmals erwähnte Wassermühle und damit der Grund der Jubiläumsfeier 2009. Zitiert wird in allen Chroniken dazu die Passage im Flurnamenatlas von Zühlsdorf. Hier auch:

  • “Neben einer erstmals 1458 am Bachlauf der “Jaznice” nachweisbaren Wassermühle ließen sich bereits wenig später 2 Kätner nieder(1475 SchlR Neustadt). Der 1555 aus 4 Kleingehöften bestehende landesherrliche Weiler, dem wie hernach auch dem gesamten Waldbezirk jener Bach den Namen lieh, wurde jdeoch bald darauf vom Amt gelegt und statt seiner der Meyerhoef Jaßnitz (1568 AB Neustadt) errichtet, dessen Erträge sich aber nachmals als nur dürftig erwiesen”

links: Forsthof Jasnitz  kopiert von Postkarte

rechts: Forsthof Jasnitz Zustand 2011

Da Jasnitz 1423 verschenkt wurde, wird diese Mühle älter sein. Direkt nachweisen läßt sich das jedoch bisher nicht. Von der Wassermühle ist heute keine Spur mehr vorhanden. Was den Hof betrifft, so ist von 1576 eine Auflistung der rauhfutterverzehrenden Großvieheinheiten, damals Rindviecher genannt, erhalten. Es gab insgesamt 121 Rinder, dazu 122 Schweine, 52 Bienenstöcke und die üblichen Hühner und Gänse. Für die damalige Zeit war es vermutlich ein recht großer Hof. Ein Meyerhof unterstand der Verwaltung des “Meyer”, eines vom Fürsten eingesetzten Hofmeisters. Vom Mittelalter an unterstand Jasnitz quasi direkt dem mecklenburgischen Hofe.

    1618 brach der 30-jährige Krieg aus. Mecklenburg war mit am härtesten von durchziehenden Söldnerheeren betroffen. Viele Dörfer fielen nach Plünderungen wüst. Auch Jasnitz war 1648 menschenleer.

    1662 setzen die Quellen wieder ein. Jasnitz ist nun staatlich verwalteter Domanialhof, dem die Untertanen aus den umliegenden Dörfern Frondienste leisten müssen. Zudem ist der Hof bis 1665 eine Nebenzollstätte.

    Jasnitz als Forstrevier wurde bis 1791 noch von Kraak aus bewirtschaftet. Dort stand ein Jagdschloß des Herzogs, das von ihm regelmäßig genutzt wurde. 1793 wird der Hof Jasnitz in einen Forsthof umgewandelt. Der erste Oberförster in Jasnitz 1802 heißt J.C. Stocks

    Etwa um 1857 entsteht das heute noch existierende Forstamtsgebäude. Jasnitz gewinnt nun gegenüber Kraak deutlich an Bedeutung. 1873 wird Jasnitz, zeitgleich mit der Errichtung des herzoglichen Tierparks, zur Forstinspektion. Zu dem Ensemble gehören neben dem Forsthof noch Wärterwohnungen, eine Schule und eine Schankwirtschaft.

    1921 war der das gesamte Forstamt von 6.000 Hektar Größe Großherzogliches Hofjagdgebiet und fast mit der gesamten Fläche eingezäunt. Der bis heute auf Karten zu findende Tierpark Jasnitz ist in dem Zusammenhang wörtlich zu nehmen.

    Der zunächst aus Fichtenstangen, später aus Stahldrahtgeflecht der Fabrik in Kirch Jesar bestehende Zaun des Jasnitzer Reviers war etwa 3 Meter hoch und hinderte das Wild am Entweichen. An einigen Stellen, Einsprünge genannt, konnten Hirsche und Rehe allerdings ins Gatter hinein gelangen. Angeblich soll für Damenjagden zusätzlich fast handzahmes Damwild aus einem Gatter in Schleswig-Holstein eingeführt worden sein. Dieser über Jahrhunderte hinweg künstlich hoch gehaltene Tierbestand lockte in ununterbrochener Reihenfolge jagdbegeisterte Fürsten, Minister und höhere Funktionäre an.

    War es bis 1918 der herzogliche Hof, der deutsche Kaiser Wilhelm I und Zar Alexander, kamen ab 1933 die Nationalsozialisten, angeführt von Reichsjägermeister Göring. Einer seiner Günstlinge, Staatsrat Dr. Herrmann, konnte über die Hälfte des Revieres 1936 für 10.000 RM pachten.

    Lageplan Hof Jasnitz 1758 LA Schwerin DA Neustadt 116a-1, kopiert aus Chronik der Gemeinde Picher-Jasnitz

  • Die Trophäen waren im Preis enthalten, die Kosten für Gatterunterhalt, Fütterung, Jagdschutz, Wildschäden etc. trug das Forstamt. Zum Vergleich: 1943 kaufte das Forstamt allein für 12.100 RM Wrucken ein. Angeblich wurde das Wild 8 Monate im Jahr gefüttert. Durch einige nicht rechtzeitig verschlossene Löcher im Zaun entstand 1941 in Lüblow ein Schaden von mehreren hundert Zentnern Kartoffeln.
  • Nach 1945 verfiel das Gatter. Weil nach dem Kriege alle Jagdwaffen eingezogen worden waren, breitete sich das Wild unkontrolliert aus und verursachte erhebliche Schäden. Nach 1955 waren die Jasnitzer Wälder bevorzugtes Jagdgebiet der SED-Parteikader. (“Die Jagd gehört dem Volk, die Hirsche dem Politbüro”)

    Eik Haustein erinnert sich, dass er als junger Mann einen erheblichen Umweg von Lüblow nach Jasnitz fahren mußte, weil der Weg durch den Wald von Polizeikräften abgesperrt war. Im Revier Lüblow hatte die           SED-Kreisleitung eigens eine Jagdhütte errichtet. Sie kann heute für Familienfeiern gemietet werden.

    2009 umfasst das Forstamt Jasnitz sechs Reviere mit insgesamt 13.536 ha. Hauptbaumart ist die Kiefer.

    Die Denkmalliste des Landkreises Ludwigslust, Stand November 2008, führt den Forsthof mit Wirtschaftsgebäuden und mit drei Wildfutterscheunen im Revier Lüblow als Einzeldenkmal. Im Keller des Forsthofes findet sich übrigens ein noch immer funktionsfähiger Artesischer Brunnen. Das Wasser drückt sich hier aus eigener Kraft nach oben, eine Pumpe ist überflüssig.

    Dasselbe – hier jedoch unerwünschte – Phänomen konnten im Jahre 2003 die Arbeiter an der Bahnunterführung Jasnitz bewundern. In der Auffahrt Richtung Picher tat sich eine heftig sprudelnde Quelle auf, die nur mühsam gefasst werden konnte

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