Ein Bahnhof, vier Klassen
Der Bahnhof Jasnitz ist einer der wenigen Fürstenbahnhöfe in Mecklenburg. Bei dem Fürstenzimmer, für dessen Bau 11.000 Mark bereitgestellt wurden, handelt es sich im Grunde nur um einen separaten Durchgang. Die Bahn war als Spiegel der damaligen Gesellschaft eingeteilt in 4 Klassen. Für die Höheren Herrschaften hielt die Hamburg-Berliner Bahngesellschaft eigens einen besonderen Salonwagen bereit. „Höhere“ bzw. „Höchste Herrschaften“, so steht es auch in den Plänen des Bahnhofs Jasnitz. Gemeint war damit in erster Linie der Herzog von Mecklenburg.
Der Warteraum 2. Klasse war nach dem Umbau zentral im Bahnhof gelegen, der für die 3. und 4. Klasse lag zwischen diesem und dem Fürstenzimmer. Heute ist die historische Aufteilung durch diverse Umbauten innen nicht mehr erkennbar.
Seit 1910 steht der Bahnhof in der heutigen äußeren Form. Größere Anbauten wurden nicht mehr vorgenommen, sieht man von einer Erweiterung des Lagerschuppens an der Ostseite ab.
Die Republik 1919 brachte das Ende des Fürstenzimmers. Der Eingang zur Bahnseite wurde zugemauert, die hohen Fenster an der Westseite verkleinert und die Räume zu einer Wohnung umgebaut. Weiter Umbauten im Inneren erfolgten, lassen sich aber nicht mehr zeitlich einordnen. Zuletzt wurden die zwei Wohnungen im ersten Stock zu einer zusammengelegt.
2.Weltkrieg und Teilung
Während der Kriegsjahre kam es zu mehreren Angriffen auf Züge, sowohl östlich als auch westlich des Empfangsgebäudes. Herr Bruno Bade, Jasnitz, berichtet von mehreren beschädigten Dampflokomotiven. Westlich und südlich des Bahnhofs schlugen Bomben ein, ohne größeren Schaden anzurichten. Der Bahnhof selbst wurde nicht beschädigt. Allerdings finden sich in den Bäumen um den Bahnhof heute noch Granatsplitter.
Am 3.5.1945 besetzten amerikanische und britische Truppen das Gebiet. Zum 1.7.45 rückten die Sovjets nach. Die Gleise 2 und 4 wurden abgebaut und gingen „zum Ivan“ ( so Bruno Bade).
Die Verbindung Hamburg-Berlin war nach der Teilung Deutschlands Interzonenstrecke und zuletzt nur eingleisig befahren. Die Gleiskarten von 1946 bis 1960 weisen für Jasnitz zwar insgesamt 5 Gleise aus, das entspricht jedoch nicht der damaligen Wirklichkeit. Nach dem Krieg wurden Gleis 2 und 4 abgebaut und als Reparation in die Sowjetunion gebracht. Diese Gleise existierten nur noch auf dem Papier.
Wegen der Lage dicht an der Zonengrenze wird nach dem Krieg kaum investiert. Folglich ist 1972 die Strecke in einem derart schlechten Zustand, dass die Züge nur noch mit maximal 30 km/h fahren können. ( so Detlef Greve) Nur nach und nach werden die alten Eichenschwellen durch Betonschwellen ersetzt. Trotzdem bleibt die Bahn ein Wirtschaftsfaktor.1988 wurden ca. 18.000 Tonnen Güter verladen.
1996 ist Schluss, der Bahnhof wird dicht gemacht. Frau Karola Greve aus Jasnitz fährt die letzte Schicht im B2-Stellwerk. Die Stellwerkshebel werden vom Eisenbahnmuseum Schwerin abmontiert. (so Karola Greve) Ein Jahr später ziehen die Greves auch privat aus der Wohnung im ersten Stock des Bahnhofs aus. Seither steht er leer
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